Die Amiga-Musikszene

Die Anfänge von Cédric Maillard

Cédric entdeckt die Komposition von elektronischer Musik 1995 mit einem Amiga, den er von einem Freund erhalten hat. Er lernt, wie Musiksoftware funktioniert, indem er Projektdateien sammelt, die von anderen Musikern komponiert wurden. Dazu kauft er am Kiosk Magazine, in denen sich Disketten und CDs voller Audio-, Video- und Softwaredaten usw. befinden. Innerhalb weniger Monate beginnt er, seine eigenen Stücke zu komponieren – eines davon spielt er bei unserem Besuch ab (Audio im Podcast).

Der einzigarte Audiochip des Amiga

Wir fragten Cédric, weshalb er seine Musik immer noch auf demselben Gerät komponiert wie zu Beginn. Seine Antwort: wegen der einzigartigen Tonqualität. Es ist ihm nie gelungen, den Sound eines Amiga mit einer modernen Software exakt zu reproduzieren. Er erklärt uns auch, weshalb dies so schwierig ist. Der Amiga verwendet vier unabhängige digital-analoge Konverter (was auch erklärt, weshalb die Kompositionssoftware auf vier Spuren beschränkt ist) mit variabler Samplingfrequenz. Während moderne Chips mit einer fixen Samplingfrequenz arbeiten und Softwareverfahren verwenden, um die Tonhöhe zu variieren, ändert beim Amiga der Chip die Frequenz, um verschiedene Töne zu erzeugen. Dies hat einen direkten Einfluss auf das Endergebnis, indem ein sehr "roher" Sound erzeugt wird, der vielen Musikern gefällt.

Komponieren auf einem Tracker

Heute ist der Sequencer die "Standardmethode" für die melodische und rhythmische Komposition. Zu Zeiten des Amiga wurde jedoch hauptsächlich der Tracker verwendet. Diese Art von Arranger ist linear und monophon, was ein Komponieren ausserhalb des Rhythmus und das gleichzeitige Erzeugen mehrerer Töne (für eine bestimmte Spur) verunmöglicht. Cédric meint, dass diese Art von Software seine Musik inspiriert hat. Er ist äusserst erfahren in der Verwendung des Soundtracker Pro II. Obwohl der Sequencer heute dominiert, gibt es nach wie vor viele Musiker, die sich für trackerbasiertes Komponieren interessieren: Davon zeugt der Erfolg des Polyend Tracker, ein eigenständiges Instrument, das eine klassische Tracking-Schnittstelle mit modernen Audioeffekten verbindet. Dieser Erfolg ist auch einer der Gründe für die Entwicklung des Apollo Vampire-Projekts.

Apollo Vampire und die Zukunft des Amiga

Der Amiga ist heute ein historisches Instrument, das auf spezialisierten Websites bei Liebhabern äusserst begehrt ist und bisweilen exorbitante Preise erzielt. Dies stellt ein Hindernis für alle dar, die sich für dieses Universum – Musikkomposition, Grafikdesign oder Videoanimation – interessieren. Um dies zu ändern, arbeitet ein europäisches Entwicklerteam aktiv an der Entwicklung von Vampire, ein Gerät, welches das ursprüngliche Amiga-Erlebnis auf moderner Hardware bietet. Cédric bestätigt die Qualität dieses Geräts, welche die Nutzung des Amiga einem Kreis von über 3000 Personen zugänglich macht.
 

- Victorien Genna / 14.09.21